Kopf-Tutorial (Stand 2021)

Der Kreis als Grundform

Grundform eines Kopfes

Profilansicht

3/4-Ansicht

Frontalansicht

Profilansicht in Perspektive

3/4-Ansicht in Perspektive

Frontalansicht in Perspektive




Kreis als Grundform:

Wie bei vielen Anatomie-Tutorials gilt auch hier die wichtigste Regel: Zeichnet als erstes einen Kreis – „Start by drawing a circle“.

Wer an dieser Stelle schon bereit ist aufzugeben, ein kleiner Tipp/Trick, wie man das Zeichnen von Kreisen gut üben kann:

Der Radius eines Kreises trifft in jedem Punkt senkrecht auf seine Umrandung. Legt man also eine Tangente in einem Punkt an den Kreis, liegt diese immer senkrecht zum Radius im gleichen Punkt. Dies kann man sich zu Nutze machen, um die Rundung richtig hin zu bekommen.

Zeichnet euch ein Kreuz und tragt zu allen Armen die gleiche Länge ab. An den Enden senkrecht dazu kleine Hilfsstriche ziehen.

Ihr könnt es euch auch weiter vereinfachen, indem ihr weitere Linien durchzieht. Diese müssen nicht 45° exakt sein, der Winkel kann abweichen, Hauptsache alle Arme haben die gleiche Länge.
Versucht anschließend die Enden miteinander zu verbinden. Immer schön senkrecht von den Linien ab gehen. So bekommt ihr den richtigen Schwung hin und vermeidet zu eierförmige Kurven.



Den Tipp hatte uns zu Schulzeiten unsere Mathelehrerin gegeben. Ihr braucht auch nicht aufwendig solche Kreuze vor zu konstruieren. Ich hatte das Kreisezeichnen damals auf einfachem Karopapier geübt. Dort habt ihr schon euer Gitternetz aus senkrechten Linien.
Versucht es mal. Fangt mit kleinen Kreisen an und steigert dann langsam den Radius. Dann bekommt ihr ein gutes Gefühl für ordentliche Kreise.






Grundform eines Kopfes:

Bevor wir an das technische Zeichnen des Kopfes gehen, möchte ich, dass ihr euch die Grundform unseres Kopfes erst mal räumlich vorstellen könnt.

Vereinfacht kann man sich den Kopf als eine Kugel vorstellen. Die Seiten des Kopfes sind jedoch nicht ganz rund, sie sind leicht abgeflacht.
Dazu wird aus der Kugel seitlich eine ca. 2/3 hohe Fläche abgeschnitten.

Schaut man von der Seite auf die Kugel, so erscheint auch die abgeschnittene Fläche als ein kleinerer Kreis in dem großen Kreis. Die kleinere Seitenfläche hat eine Höhe von ca. 2/3 der Gesamthöhe. Die Ränder bis zur Außenkante der Kugel sind entsprechend 1/6 jeweils hoch – also je eine Hälfte des verbleibendem 1/3. Damit liegt der Kreis schön mittig im ersten Kreis.

Zur besseren Verdeutlichung der Seitenfläche, zeichne ich auf diese ein Kreuz. Die Linien stehen senkrecht auf einander.
Das Kreuz wird über die Kugelfläche hinaus verlängert, sodass ein Netz auf der Kugel ist. So könnt ihr die Drehung leichter nachvollziehen.

Dreht man die Kugel, so wird aus dem Kreis in der Mitte eine hochkant langgestreckte Ellipse. Es ist dabei egal, ob man die Kugel in der vertikalen weiter dreht, die Ellipse bleibt immer hochkant. Nur die Breite der Ellipse ändert sich, je weiter man die Kugel in der Horizontalen dreht.
Bei der Profilansicht sieht man nur eine der beiden Seitenflächen. Dreht man die Kugel weit genug, wird die abgeflachte Seite auf der Rückseite (links im Foto) deutlich. Die abgewandte Seite der Kugel ist dadurch nicht mehr komplett rund, sondern wirkt leicht abgeflacht (2. Bild von links).

Die waagerechten Linien entlang der Kugelfläche sehen bei der Frontalansicht völlig gerade aus. Die senkrechte Mittellinie ist in der Frontalansicht gerade. Dreht man die Kugel in der Horizontalen, so sieht die senkrechte Linie gewölbt aus. Sie passt sich der runden Form der Kugel an.


Neigt man die Kugel in der Vertikalen, bleibt die Form des Kreises/der Ellipse gleich, das Kreuz in der Mitte wird nur gedreht. Die senkrechte Linie auf der abgeflachten Seitenfläche bleibt senkrecht, die waagerechte Linie wird je nach Drehung schräger gelegt. Entsprechend setzen die Linien entlang der Kugelfläche höher (Froschansicht/Blick von unten) bzw. tiefer (Vogelansicht/Blick von oben) an. Auf der abgeschnittenen Seitenfläche bleiben die Linien jedoch gerade. Die Linien entlang der Kugelfläche passen sich der runden Kugelform an, sie wölben sich entsprechend nach oben bzw. unten.

Je weiter man die Kugel neigt, um so runder wirken die Linien.


Diese Kugel bildet die Grundform eures Kopfes. Behaltet immer im Hinterkopf, wie sie gedreht wird.




Profilansicht:

Wir beginnen unseren kleinen Ausflug in die Kopfanatomie mit der Profilansicht.
Diese eignet sich besonders gut, um später den Kopf in Perspektive anschaulicher nachzuvollziehen.

Beginnt mit eurem Kreis. Zeichnet in diesen mittig einen zweiten Kreis. Von der Seite betrachtet ist die abgeschnittene Seitenfläche ebenfalls ein runder Kreis. Nach oben und unten etwa 1/6 Kopfhöhe Platz lassen, der Kreis selber nimmt 2/3 Höhe des Kopfes ein.

Schaut man direkt von der Seite ist das Mittelkreuz auf der Seite eine waagerechte und vertikale Linie. Die Rundung des Kopfes seht ihr direkt von der Seite betrachtet nicht. Verlängert die Linien einfach senkrecht bzw. waagerecht durch euren Kreis.

Die waagerechte Linie stimmt etwa mit der Höhe eurer Brauen überein bzw. der Oberkante des Ohres.

Anschließend zeichnet ihr zwei waagerechte Linien parallel zu dieser. Diese setzt an der Oberkante und Unterkante des kleineren Kreises an.
Die obere Linie markiert die Höhe eurer Stirn/des Haaransatzes. Die untere die Unterkante der Nase.

Betrachtet man ein Gesicht, so lässt sich dieses in 3 gleichgroße Teile einteilen:

den Stirnbereich von Brauen bis Haaransatz,
die mittlere Partie von Brauen bis Nase
und die Kinnpartie.



Für die Kinnpartie einfach die breiteste Stelle eures Kreise nach unten verlängern, nahezu parallel zu der senkrechten Seitenlinie.
Für die Höhe des Kinns einfach nochmals die Höhe der jeweils anderen beiden Partien abtragen. Die Kante des Unterkiefers im Leichten Bogen bis zur senkrechten Mittellinie verbinden.

Zeichnet euch eine weitere geschwungene Linie von dem Mittelpunkt des kleinen Kreises, bis zum Kinn. Diese Linie ist besonders interessant für eure spätere Schattensetzung. Die Wangen fallen flach zu den Seiten hin ab, während das Gesicht selber eine relativ flache Frontalfläche abgibt.


Die Linie markiert etwa den Übergang zwischen beiden Flächen des Gesichtes. Auch ist sie eine gute Orientierung für die spätere Breite eures Mundes.


Damit steht unser Grundgerüst für das Gesicht in der Profilansicht. Anschließend zeichnen wir die einzelnen Gesichtsbestandteile hinein.


Die waagerechte Mittellinie des Kreises markiert die Höhe der Augenbrauen. Die Größe eurer Augen könnt ihr je nach Stil und Belieben variieren. Ihr wollt sehr große, runde Manga-Augen zeichnen, dann rücken diese optisch näher an die Nasenspitze. Die Höhe eurer Augenbrauen bleibt dabei gleich. Der innere Kreis markiert den Bereich, wo das Gesicht seitlich flach in die Schläfe abfällt. Die Augen sitzen beim Mensch vorne am Kopf. In der Profilansicht wird euer Auge also nur bis an den inneren Kreis heran reichen, nicht darüber hinausgehen. Die Augen sitzen schließlich nicht seitlich am Kopf ^.°
In der Profilansicht sind die Augen dadurch immer deutlich in der Breite gestaucht, so auch hier im Beispiel.


Die Nase reicht nach unten bis an die untere Linie, die die Unterkante des kleinen Kreises begrenzt, heran. Ob die Nase dabei stupsig kurz ist oder eher sehr lang, ist auch irrelevant. Die Unterkante wird durch die untere Linie begrenzt. Nach oben habt ihr Spielraum, die Nase in der Länge/Größe zu variieren.


Die Höhe der Brauen, die obere Linie, markiert auch gleichzeitig den Punkt, wo euer Kopf am meisten vor steht. Unterhalb macht der Kopf meist eine leichte Delle auf Augenhöhe. Wenn ihr kurze, stupsige Nasen habt, dann die Delle auch etwas länger auslaufen lassen. Bei langen/hoch reichenden Nasen ist sie meist deutlicher ausgeprägt. Ihr könnt sie ruhig auch richtig intensiv markieren, dann hat der Übergang in die Stirn ein bisschen was neandertaler-haftes. Das kann gerade ein guter Trick sein, um Männergesichter sehr schön kantig und maskulin aussehen zu lassen. Ruhig wirklich von Charakter zu Charakter etwas herumspielen, um die individuellen Vorzüge des Charakters herauszuarbeiten.



Die Höhe der Lippen/des Mundes liegt etwa auf halber Höhe des unteren Drittels. Von Mensch zu Mensch kann die Höhe leicht variieren, versucht den Abstand der Nase zum Mund aber etwa gleichgroß oder etwas kleiner als die Kinnhöhe zu halten. Sonst wirkt der Mund sehr leicht zu tief gerutscht. Dies verleiht Charakteren meist ein eher debiles Aussehen (was je nach Charakterdesign auch gewünscht/gewollt sein kann).
Für den Anfang orientiert euch etwa auf halber Höhe, dann könnt ihr nicht viel falsch machen. Die Lippen könnt ihr in der Silhouette nach Belieben mehr oder weniger stark betonen.
Die Breite des Mundes reicht bis zur der gebogenen Linie, die vom Mittelpunkt des Kreises bis zum Kinn verläuft. Diese markiert den Bereich, wo die Wangen seitlich flach abfallen. Der Mund sitzt ebenfalls wie die Augen eher vorne am Kopf.



Das Ohr sitzt seitlich am Kopf, rechterhand der Mittellinie. Die waagerechte Mittellinie bildet die Oberkante des Ohres, die Unterkante des inneren Kreises etwa die Unterkante des Ohres.
Der Unterkiefer geht unterhalb des Ohres noch ein Stückchen relativ senkrecht nach unten und macht dann etwa auf Höhe dir Lippen (ca. Unterkante des äußeren Kreises) einen Knick zum Kinn hin.



Die äußere Kopfform bildet der äußere Kreis. Diesen könnt ihr dann einfach für die oberen Kopfbereich nachfahren. Der Hals setzt hinten am Kopf etwa dort an, wo die untere waagerechte Linie den Hinterkopf berührt. So steht der Hinterkopf leicht über.
Versucht den Hals dabei schön mittig zu halten. Der Hinterkopf sollte etwa Gegengewicht zum Gesicht bilden. Vermeidet es den Hals zu weit außen (rechts) ansetzen zu lassen, sonst bekommt euer Gesicht sehr leicht Überwicht. Bei sehr schmalen Hälsen daher den Hals tendenziell näher zur Gesichtsmitte rücken. Viele, die einen sehr schmalen Hals als Stil haben, tendieren dazu, ihn trotzdem weit am Hinterkopf ansetzen zu lassen, sodass die Gesichtsseite sehr übergewichtig wirkt.


Ihr seht, auch wenn das Modell ursprünglich für realistische Proportionen gedacht ist, es lässt sich auch auf typische Mangacharaktere übertragen.




3/4-Ansicht:

Das Grundgerüst für die 3/4-Ansicht bleibt dasselbe wie in der Profilansicht. Wir drehen nun unsere Kugel um die senkrechte Achse. Die runde Seitenfläche wandert von der Mitte der Kugel nach außen und wird dadurch in der Breite optisch gestaucht. Wir sehen es nur noch als langestreckte, senkrecht stehende Ellipse.
Im Folgenden Bild könnt ihr euch das vielleicht besser vorstellen:

Die obere Zeile zeigt die Draufsicht auf den Kopf: Man sieht die abgeschnittenen Seitenflächen von Oben als Schnittlinie.
Die untere Zeile zeigt die Ansicht von der Seite.


In der Profilansicht schauten die abgeschnittenen Seitenflächen frontal zum Betrachter. Man sieht die komplette runde Fläche. Nach rechts hin dreht sich die Seitenfläche immer weiter vom Betrachter weg, dadurch werden sie optisch immer schmaler. Die hintere Seite des Kopfes und damit die hintere, abgeschnittene Seitenfläche ist in den ersten 3 Bildern nicht zu sehen. Im 3. Bild ist der Kopf gerade so weit gedreht, dass man die Seitenfläche des Hinterkopfes nicht sieht. Sie liegt etwa auf der breitesten Stelle der Kugel. Die Ellipse nimmt in dieser Pose etwa die halbe Breite des großen Kreises ein und berührt die rechte Außenwand des Kreises.
Im 4. Bild ist der Kopf so weit gedreht, dass man die hintere abgeschnittene Seitenfläche leicht sieht. Die linke äußere Seite wirkt dadurch abgeflachter.
Im 5. Bild ist der Kopf komplett frontal. Die Ellipse ist so weit zusammen gestaucht, dass sie zu beiden Seiten nur noch als Schnittlinie zu erkennen ist.



Füllen wir die Kreise nun wieder mit unseren Hilfslinien.
Da wird die Kugel nur um ihre senkrechte Achse drehen, bleiben alle waagerechten Linien erhalten, an ihnen ändert sich nicht.
Die zuvor gerade, senkrechte Linie schaut nun gebogener aus, sie folgt der runden Form der Kugel. Je weiter ihr euch von der Kugelmitte entfernt, umso stärker ist diese gebogen. Auf der abgeschnittenen Seitenfläche bleiben die Striche gerade, dabei handelt es sich doch um eine glatt abgeschnittene Ebene, keine gewölbte Form. Im 4. Bild sieht man die Linie oberhalb der Seitenfläche nicht mehr, sie ist eins mit der Außenlinie des Kreises.
Die Mittellinie des Kopfes war in der Profilansicht nicht zu sehen. Sie lief exakt auf der Außenlinie der Kugel. Dreht man diese nun, wandert sie von der Außenlinie immer weiter zur Mittellinie der Kugel. Je näher sie der Kugelmitte kommt, umso mehr nimmt die Wölbung der Linie ab.
Da wir unsere Kugel nur um die senkrechte Achse drehen, bliebt der Schnittpunkt beider Linien immer im höchsten bzw. niedrigsten Punkt der Kugel.



Unsere Kugelskizze füllen wir nun weiter mit Hilfslinien für den Kiefer.
Verlängert das Gesicht am Mittelpunkt von der Gesichtsmittellinie und der mittleren waagerechten Linie etwas senkrecht nach unten. Tragt die Höhe wieder so ab, dass sich wie in der Profilansicht der Bereich von Haaransatz zum Kinn in 3 gleichgroße Teile aufteilen lässt. Damit erhaltet ihr die Position/Unterkante für das Kinn.
Von dem Kreuz in unserem abgetrennten Kreis gehen wir ein Stück nahezu senkrecht nach unten, bis wir etwa so auf Höhe der Unterkante der Kugel sind. In der Profilansicht lag der Punkt genau auf der Außenlinie der Kugel, in der 3/4-Ansicht liegt er leicht daneben, da der tiefste Punkt der Kugel mittig bliebt und nicht mitwandert.
Verbindet das Kinn und der verlängerte Linie im schönen Bogen um den Kiefer zu bekommen. Für die Wange auf der linken Seite an der breitesten Stelle der Kugel/des Gesichtes ansetzen und zum Kinn-Punkt verbinden. Beachtet, dass im letzten Bild die hintere angeschnittene Seite der Kugel sichtbar ist. Dort ist die breiteste Stelle des Gesichtes nicht die Kugel selbst, sondern die seitliche Schnittfläche.

Anschließend noch eine leicht gewölbte Linie von dem Mittelpunkt auf dem Kreuz an der Seitenfläche bis zum Kinn ziehen. Diese dient wieder als Orientierung für die Breite der Gesichtsbestandteile.


Im Anschluss können wir, ähnliche wie bei der Profilansicht wieder die einzelnen Gesichtsbestandteile einzeichnen.
Die mittlere Linie gibt wieder die Höhe der Brauen der Augen vor. Ich zeichne dieses Mal Nase und Augen gleich in einem Schritt. Bedenkt beim Zeichnen: Die Nase steht aus dem Kopf heraus. Die Mittellinie gibt die Position des Nasenansatzes an. Durch ihre herausstehende Form reicht sie weiter in die abgewandte Gesichtsseite hinein. Dies führt dazu, dass sie bei sehr stark gedrehten Ansichten, wie in Bild 2 und 3, das abgewandte Auge deutlich bis leicht überschneidet.
Ihr merkt beim Zeichnen auch: Je frontaler das Gesicht wird, umso mehr sieht man die eigentliche Breite des Auges. Die Stauchung aus der Profilansicht nimmt ab.


Das Ohr ähnlich wie in der Profilansicht hinter die senkrechte Mittellinie im kleinen Kreis/Ellipse einzeichnen.
Die Lippen liegen unterhalb der Nase. Die Höhe wie schon in der Profilansicht etwa so anlegen, dass das Kinn am Ende leicht höher ist, als der Mund-Nase-Abstand. Maximal etwa auf halber Höhe ansetzen, dass Mund-Nase-Abstand und Kinn gleich hoch sind. Rutscht nicht zu tief. Für die Breite könnt ihr euch wieder an der geschwungenen Seitenlinie orientieren.
In der Silhouette könnt ihr in den sehr weit gedrehten Posen (Bild 2), ähnlich wie in der Profilansicht die Lippen noch leicht andeuten.


Für die Kopfform wieder dem äußeren Kreis folgen. Auf der linken Seiten könnt ihr auf Höhe der Augen etwas von der runden Form abweichen: Die Augen sind in der Augenhöhe leicht eingesenkt. Die Berandung der Augenhöhlen ca. auf Braunhöhe ist die breiteste Stelle der Stirn. Unterhalb der Augen bilden die Jochbeine die höchste Wölbung. Dazwischen ist das Gesicht leicht eingefallen. Dies könnt ihr in der Silhouette durch eine leichte Delle auf Augenhöhe zeigen. Je stärker das Gesicht vom Betrachter weggedreht ist, umso deutlicher sieht man diese.

Im Bild 4 folgt die äußere Begrenzungslinie nicht mehr dem äußeren Preis, sondern der Kante der abgeschnittenen Seitenfläche. Das Gesicht erscheint dadurch flacher.

Ansonsten ist zwischen der Profilansicht und der 3/4-Ansicht nicht viel Zauber.
Das schwerste ist eigentlich immer, das Grundgerüst richtig aufzubauen. Danach haltet ihr euch zum Anordnen und Nachziehen einfach an euer Grundgerüst und es kann nichts schief gehen.



Fronalansicht:

Das Kreuz auf der Seitenfläche ist entsprechend nicht mehr zu sehen. Für die direkte Frontalansicht behindert uns dies nicht, man kann die Lage der waagerechten Linien noch gut an der Länge der Schnittkante abschätzen.
In der Mitte setzt die Linie für die Augen/Brauenhöhle. An dem oberen Ende die Kante für die Stirn und an dem unteren Ende die Linie für die Lage der Nase. Für das Kinn wird der Kreis nach unten verlängert.
Im Bild habt ihr nochmals die Profilansicht daneben, um die Höhe der einzelnen Teile besser vergleichen zu können.


Sobald der Kopf nach oben und unten gedreht wird, wird die Frontalansicht jedoch kompliziert. Die Hilfslinien lassen sich deutlich schwerer konstruieren, da man das Kreuz auf der abgeschnitten Fläche nicht mehr sieht. Dazu aber mehr beim folgenden Thema „Frontalansicht in Perspektive“ .




Profilansicht in Perspektive:

Für die Ansicht des Kopfes in Perspektive, also den Kopf schräg von unten bzw. schräg von oben betrachtet, beginnen wir wieder mit der Profilansicht.
In Profilansicht macht es keinen großen Unterschied, ob der Kopf gehoben oder gesenkt ist. Die zuvor erstellten Konstruktionslinien können problemlos wiederverwendet werden, sie werden einfach nur leicht gedreht.
Der einzige Unterschied ist, der Winkel zwischen Kinn und Hals: Bei dem gehobenen Kopf ist der Winkel deutlich stumpfer. Bei gesenktem Kopf wird der Winkel spitzer.


Perspektive spielt hier noch keine große Rolle. Die Profilansicht ist jedoch eine gute Ausgangsposition, die Lage der Gesichtsbestandteile bei den anderen Kopfansichten nachzuvollziehen.




3/4-Ansicht in Perspektive:

In der 3/4-Ansicht muss man bei den Konstruktionslinien gegenüber frontalen Gesichtern etwas umdenken:
Die waagerechten Linien im Kopf sind nicht mehr völlig gerade im Verlauf - Sie passen sich der runden Form der Kugel an. Schaut man von unten her auf den Kopf, so wölben sich die Gesichtslinien nach unten. Schaut man von oben her auf den Kopf, so wölben sie sich stark nach unten. Bedenkt jedoch, dass die abgeschnittene Seitenfläche auf der Kugel eine ebene Fläche ist. Auf dieser verlaufen die Linien weiterhin gerade.



Die senkrechte Mittellinie des Kopfes wird wieder, wie bei der normalen 3/4-Ansicht nach unten verlängert. Wie zuvor macht die Strecke Stirn-Braue, Braue-Nase und Nase-Kinn jeweils ein Drittel aus. Je nachdem wie schräg man jedoch auf das Gesicht guckt, können die Strecken gestauchter wirken.



Stellt euch einen Balken, der in 3 gleiche Stücke geteilt ist, in den Raum hineinreichend vor: Das Stück, welches zu euch gerichtet ist, erscheint größer. Das hintere Stück, das weiter weg ist, erscheint kleiner.


Diesen Effekt könnt ihr beispielsweise sehr gut sehen, wenn ihr euch Fließen in einem Raum anschaut: Die vorderen erscheinen größer und je weiter sie nach hinten in den Raum rein reichen, wirken sie immer kleiner werdend.

Ein ähnlicher Effekt, tritt auch bei dem Gesicht auf: Ist der Kopf z.B. stark angehoben, dann wirkt das Drittel mit dem Kinn deutlich größer, während die Stirn gestaucht wirkt.


Ist der Kopf stark gesenkt, erscheint die Stirn deutlich größer, während die Kinnpartie optisch kleiner wird. Je stärker der Kopf dabei angehoben wird/je schräger er steht, um so auffälliger wird dieser Effekt.

Man kann diese perspektivische Verkürzung konstruieren (näheres dazu im Perspektive-Tutorial (aktuell noch im Aufbau) oder ihr schätzt es für den Anfang etwas ab.
Was auch sehr helfen kann, wenn man sich das Profil danebenlegt und über Hilfslinien die Höhe der Brauen-Linien, Nasen-Linie und Kinn-Linie in die 3/4-Ansicht konstruiert.


In dem Bild habe ich die Hilfslinien an den Schnittpunkten zwischen der äußere Kreislinie und der Augen-Linie, der Nasen-Linie und der Kinn-Linie aus der Profilansicht in die 3/4-Ansicht übertragen.
Die Linien liegen deutlich enger zusammen als in der Frontalansicht oben. Je flacher man auf den Kopf schaut, umso enger werden die Gesichtselemente optisch zusammengestaucht.

Stellt euch vor, eure Profilansicht würde komplett nach oben schauen. Konstruiert ihr dann die Hilfslinien, würden Augen, Mund und Nase auf einer Linie laden. In dem Fall würde man vom Gesicht kaum noch etwas sehen, meist nur noch die Nase, wie sie etwas über den Kiefer hinausragt.



Die Linie des Kinns variiert ebenfalls je nach Drehung des Kopfes:
Ist der Kopf nach unten geneigt, dann wird der Abstand zwischen dem Knick im Unterkiefer unterhalb der Schläfe (Höhe Unterkante Kreis) und der Spitze des Kinns größer. Der Unterkiefer erscheint damit in einer deutlich steileren V-Form (B), als in der normalen Frontalansicht.

Dreht man den Kopf nach unten, wird der Abstand kleiner. Ab einer bestimmten Neigung, liegt die Spitze des Kinns und der Knick im Unterkiefer auf einer Höhe (C). Die Kieferpartie erscheint dann als eine gerade durchgehende Linie. Wird der Kopf noch weiter angehoben, so dreht sich die V-Form um 180°, das V steht auf dem Kopf. Man schaut quasi auf die Unterseite des Kiefers (D).


Wichtig: Stellt die Unterseite nicht als komplettes Dreieck darf. Dadurch, dass der Kiefer seitlich am Hals ansetzt, schneidet der Hals quasi einen Bogen aus dem Dreieck. Die Unterseite des Kiefers bekommt dadurch mehr eine sichelartige Form (siehe schraffierte Fläche).


Bei der Nase ist es in der Froschansicht ähnlich wie bei dem Unterkiefer: Ab einem gewissen Punkt sieht man die Unterseite der Nase, hier dargestellt durch die schraffierte Fläche. Die Unterseiten dieser vorstehenden Gesichtselemente solltet ihr in eurem Bild durch deutliche Schatten herausarbeiten (wenn der Charaktere sich nicht gerade eine Taschenlampe unters Gesicht hält ^.°).



Fronalansicht in Perspektive::

Bei der Frontalansicht wird es schwer, sich die Höhe der Linien zu konstruieren. Man sieht das Kreuz auf der seitlichen Kreisfläche nicht mehr, das Abschätzen der Höhe der einzelnen Hilfslinien fällt entsprechend schwer. Dort nutze ich meistens den Trick, mir die Profilansicht direkt daneben zu zeichnen.
Auch wenn dies erst mal nach mehr Aufwand wirkt, es erleichtert es euch deutlich, die Höhe der einzelnen Hilfslinien auf den frontalen Kopf übertragen.


Die einzelnen Gesichtsbestandteile könnt ihr dann wieder an eurem Netz ausrichten.

Bei der Froschperspektive aufpassen: Nase und Kinn bei der Froschansicht von unten her zu zeigen – setzt dort wieder deutliche Schatten an der Unterseite, wie bei der 3/4-Ansicht beschrieben.
Auch kann es bei dieser Ansicht sein, dass, dadurch, dass die Stirn leicht nach hinten abfällt, die Linie für den Haaransatz/die Stirnoberkante auf der Rückseite des Kopfes verschwindet. Versucht in diesem Fall nicht zwanghaft noch zu zeigen, wie eure Haare ansetzen. Sie verschwinden halt einfach hinter dem Kopf. Ich habe schon sehr häufig gesehen, wie Leute noch den Haaransatz zeigen wollen, wodurch jedoch der ganze Kopf deformiert wirkt.
Gerade Köpfe in der Froschansicht sehen teilweise sehr unästhetisch/deformiert aus. Vertraut dort wirklich auf eurer gezeichnetes Netz, und richtet die Gesichtsbestandteile daran aus.





Ich hoffe das Tutorial zum Konstruieren von Köpfen in den verschiedenen Ansichten hat euch etwas geholfen.
Versucht es doch mal selbst umzusetzen. Konstruiert euch die Grundgerüste. Diese könnt ihr auch super über Hilfslinien gegenseitig aneinander ausrichten:
Fangt bei der Profilansicht an, arbeitetet euch erst mal durch die frontalen Ansichten. Zieht euch immer eure Hilfslinien Zeilen und Spaltenweise. So bekommt ihr auch ein tolles Gefühl dafür, wie sich der Kopf stückchenweise im Raum dreht und auf welchen Höhe die einzelnen Gesichtsbestandteile liegen müssen.

So könnte das Ergebnis eurer Übung aussehen:

///IMG Bild von allen Köpfen in den verschiedenen Drehungen – nur Grundgerüst Lasst euch nicht abschrecken, wirklich stückchenweise die einzelnen Gerüste konstruieren und erst am Ende die Gesichtselemente drauf bringen.

Gerade Froschperspektive viel mir persönlich auch immer sehr schwer. Nach dieser Übung hat sich schon eine deutliche Besserung und mehr Verständnis des Kopfes eingestellt. Traut euch, nur Mut ^.^